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Feldhamster-Alarm!


Bald ist es wieder soweit und die Europäischen Feldhamster wuseln wieder mit Volldampf über die Wiese. Ich freu mich schon wie verrückt darauf, die quirligen Nager nach ihrem langen Winterschlaf endlich wieder zu sehen!




Ich mag diese kleinen bunten Kerlchen ganz besonders gerne. Dabei - ganz unter uns gesprochen - gingen sie mir lange Zeit (fotografisch gesehen) etwas auf die Nerven ... es ist nämlich gar nicht so einfach sie vernünftig abzulichten! In der ersten Zeit gelangen mir nur eher dokumentarische Fotos. Aber das war mir definitiv zu wenig und so verbrachte ich in der Folge ziemlich viel Zeit mit und bei den putzigen Nagern.



Ein kurzer Moment der Zweisamkeit.




Die Problematik beim Fotografieren der Hamster möchte ich an dieser Stelle kurz erläutern: Hamster sind sehr vorsichtig. Die farbenfrohen Nager ducken sich mit Vorliebe - und zudem in vollendeter Perfektion - ganz tief ins Gras um in der Deckung zu bleiben. Kein Wunder, sie sehen ja auch wirklich schlecht und müssen darum auch ständig auf der Hut sein.


Hamster sind nachtaktiv. Das heißt, sie kommen meist erst am späten Nachmittag aus ihren Bauten. Demnach ist das Zeitfenster, in dem man sie bei gutem Licht fotografieren kann recht kurz. Eine hohe ISO wird also relativ schnell notwendig.


Hamster sind stets flott unterwegs. Man möchte es gar nicht glauben, aber die Nager sind wirklich überraschend schnell. Die kurzen Beinchen fliegen nur so, um den Hamster möglichst schnell von A nach B zu bringen. Wobei A zumeist der Hamsterbau ist und B die jeweilige bevorzugte Nahrungsquelle, oder eben umgekehrt.



Ein urbaner Feldhamster unterwegs auf Nahrungssuche ...


… und mit vollen Backen geht es anschließend wieder zurück zum Bau.




Für all jene, die bisher nur die Hamster kennen, die man sehr oft in Kinderzimmern finden kann: Der Feldhamster ist - grössentechnisch gesehen - eindeutig der große Bruder der beliebten Kinderzimmer-Hamster. Der wirklich GROSSE Bruder. So ein Feldhamster kann nämlich gut und gerne bis zu 34 cm lang werden, ohne das 4-6 cm lange Schwänzchen wohlgemerkt. Mit einem Kampfgewicht von bis zu 600 Gramm ist er wahrlich ein ziemlicher Brocken.


Du, liebe(r) LeserIn wunderst dich jetzt vermutlich über meine Wortwahl. Ja ich habe tatsächlich "Kampfgewicht" geschrieben und genauso meine ich es auch!

Feldhamster sind zwar klein, aber dennoch sehr wehrhaft. Als leidenschaftlichem Einzelgänger reicht so manchem Feldhamster bereits ein schiefer Blick vom Nachbarn, und schon wird so heftig gestritten, dass - im wahrsten Sinne des Wortes - die Fetzen fliegen!


An dieser Stelle muß ich zugeben, dass ich meistens jene Feldhamster fotografiere, welche noch hübsche, unversehrte Ohren haben. Das mag jetzt zwar die Wirklichkeit ein wenig verfälschen, aber mein Auge freut sich über putzige, runde Hamsterohren einfach mehr als über löchrige. Genauso geht es mir übrigens auch in Punkto Feldhamster mit zwei schönen Knopfaugen oder jenen, die mit nur mehr einem Auge in die Welt blicken ....

Ich hoffe ihr seht mir das nach!



Dieser Hamster-Dame begegne ich öfters, ich nenne sie "Öhrchen". Ihr linkes Ohr ist deutlich von Streitigkeiten gezeichnet.




Feldhamster sind ganz offensichtlich auch nicht gerade leicht zu beeindrucken. Sie machen nämlich auch vor mir nicht halt. Und das obwohl ich nun doch ein klein wenig größer bin als sie selbst. Hin und wieder wieder stellen sie sich mir - auf den Hinterbeinen aufgerichtet zur vollen Größe - in den Weg und fauchen mich inbrünstig an. Und ja, wenn ich nicht damit gerechnet habe kann es auch sein, dass ich mich vor so einem schlecht gelaunten kleinen Kerl ziemlich erschrecke. Ein überraschter Sprung zur Seite kann da meinerseits durchaus schon mal vorkommen. Manchmal kommt mir auch ein erschrecktes: "Huch!" über die Lippen. Wer jetzt lacht, der möge sich bitte selber einmal in die Nähe dieser sehr von sich selbst überzeugten Zwerge wagen!


Die Europäischen Feldhamster stellen sich allerdings nicht nur auf, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie zeigen dieses Verhalten auch, um Geschehnisse die ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen, besser einordnen zu können.


Wenn sich Feldhamster aufrichten kann man ihre schwarzen Bäuchlein besonders gut sehen. Diese Färbung dient zur Abschreckung von Fressfeinden: Der dunkle Bauch soll, in Verbindung mit den weissen Pfötchen, wie ein weit aufgerissenes Maul mit Zähnen wirken und Feinde in die Flucht schlagen.



Diese beiden waren mir gut gewogen und haben darauf verzichtet mich anzufauchen.




In der freien Natur kommen Feldhamster mittlerweile leider sehr selten vor. Vielerorts sind sie bereits ausgestorben. Als "Agrarschädling" - Feldhamster tragen angeblich bis zu 5 kg Körner in ihren Bau ein, die sie während der Winterruhe genüsslich verputzen - wurden sie lange Zeit verfolgt und förmlich dahingemetzelt. Man kann auch heute immer noch Jacken kaufen, die mit Feldhamsterpelz gefüttert sind - das farbenfrohe Fell ist offensichtlich beliebt. Pervers, oder?


Den noch verbliebenen Feldhamstern setzt die moderne Landwirtschaft zu. Die Felder werden zu tief gepflügt und auch zu früh und zu sauber abgeerntet. Zusätzlichen fehlen die pflanzenreichen Feldränder. Generell ist die Kleinteiligkeit in der Landwirtschaft heute leider nicht mehr gegeben, und das schadet nicht nur zahlreichen anderen Wildtieren sondern natürlich auch dem Feldhamster.


Die Folgen sind für die Nagetiere dramatisch: In den großen Mono-Kulturen finden sie zu wenig abwechslungsreiche Nahrung. Steht den Nagern zum Beispiel nur Mais zur Verfügung, werden sie notgedrungen sogar zu Kannibalen. Hamstermütter fressen dann ihren eigenen Nachwuchs auf, um den Mangel an Vitamin B3, der durch die einseitige Ernährung mit Mais entsteht, ausgleichen zu können. Das klingt und ist wirklich entsetzlich - aber was bleibt einem Hamster übrig als Mais zu fressen, wenn es kilometerweit kein anderes Nahrungsangebot gibt?



Nach den anstrengenden Grabungsarbeiten, in den weitläufigen unterirdischen Bauten, darf ein kleines Päuschen im letzten Licht des Tages nicht fehlen.




Glücklicherweise haben es Feldhamster zuweilen geschafft Ersatzlebensräume zu erobern. So kann man in meiner Gegend einige wenige Populationen im urbanen Umfeld finden. Während es in der freien Natur extrem schwierig ist, die nachtaktiven und sehr scheuen Nagetiere zu fotografieren, sind sie im urbanen Umfeld an Menschen gewöhnt und etwas einfacher vor die Linse zu bekommen. Viel Geduld, Kenntnis um das Verhalten der Hamster und ein Quäntchen Glück sind für ein gutes Foto allerdings dennoch notwendig.



Mit Spiegelung und farbenfrohem Bokeh - das urbane Umfeld macht's möglich!




Falls du, liebe(r) LeserIn, dich jetzt fragst wovon sich denn die urbanen Feldhamster im Unterschied zu ihren Kollegen auf den Feldern so ernähren: Sie fressen Wildkräuter, Blumen und Blätter aus Blumenarrangements, Wildfrüchte oder Nüsse, Samen wie zum Beispiel den roten Samenmantel der Eibe (welcher im Gegensatz allen anderen Pflanzenteilen der Eibe NICHT giftig ist), ab und zu mal etwas Eiweiß wie einen Wurm oder Käfer … und - kaum zu glauben, aber wahr - das Wachs von Grabkerzen.

Wieso sie das tun? Ich weiß es nicht. Ob das schmeckt? Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber ich bin ja schließlich auch kein Feldhamster ;) Schädlich scheint das Wachs für die Nager jedenfalls nicht zu sein.



Ein Festmahl nach Hamsterart ...





Ich hoffe die putzigen Nager bleiben uns noch ganz lange erhalten, denn die außergewöhnlichen Kerle haben sich einen ganz großen Platz in meinem Herzen erobert.

Bis bald, kleine Racker!






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