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Wie Makroaufnahmen auch bei Wind gelingen können


Wind macht die Fotografie von Insekten und auch Pflanzen nicht einfacher. Um dennoch zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen gibt es einiges zu beachten.




Was soll ich sagen ... nachdem ich im Umland von Wien lebe, bin ich windige Tage gewohnt. Normalerweise weht hier immer etwas Wind, völlig windstille Tage sind eher selten.


Im besten Fall weht nur ein laues Lüftchen, mit etwas Pech auch mal eine steife Brise.

Um trotz aller Widrigkeiten nicht ohne Fotos heimzugehen braucht es also Strategien für die Makrofotografie bei Wind. Und dennoch, es ist und bleibt nervenaufreibend bei Wind zu fotografieren.






Ein Blick auf mein Kameradisplay verrät es: Alles schwankt und ist ständig in Bewegung - ein Spaß ist die Insektenfotografie bei Wind wahrlich nicht. Aber es kann dennoch funktionieren - gute Nerven und viel Geduld vorausgesetzt.


Meine Strategien um dem Wind zu trotzen beinhalten mehrere Punkte:


Genau ausrichten

In der Makrofotografie ist es generell wichtig, dass der Sensor der Kamera exakt parallel zum Motiv ausgerichtet ist. Nur so kann ein optimales Ergebnis mit durchgehender Schärfe erzielt werden. Meine Fotos entstehen hauptsächlich bei Offenblende - die Schärfeebene ist daher extrem klein. Somit ist es für mich noch wichtiger, wirklich gut auszurichten. Bei Wind bedeutet das allerdings leider, dass ich sehr oft nachjustieren muss. Die Belichtungszeit passe ich generell je nach Windstärke an. Bei stärkeren Wind arbeite ich schonmal mit 1/600sec. oder mehr.

Wer es sich ein wenig einfacher machen möchte, blendet etwas ab. Die Schärfeebene wird durch das Abblenden etwas grösser. Allerdings wird somit unter Umständen auch der Hintergrund dominanter und es trifft natürlich durch die geschlossene Blende weniger Licht auf den Sensor. Sehr wahrscheinlich muss somit also auch die ISO erhöht werden, damit eine ausreichend kurze Belichtungszeit erreicht werden kann.



Kurze Windpausen nutzen

Der Wind weht, der Schmetterling und die Pflanze auf der der Falter sitzt, sind ständig in Bewegung. Das ist einfach frustrierend. Scharfstellen und ausrichten werden so zum wahren Abenteuer. Darum ist es essentiell Windpausen optimal zu nutzen - dabei muß es allerdings oft recht schnell gehen. Hört also der Wind kurz auf zu wehen überprüfe ich im Live View unter Verwendung der Bildschirmlupe, ob der Schmetterling noch vom Kopf bis zu den Flügelspitzen scharf ist. Ist alles scharf, drücke ich sofort ab.

Kommt mir aber wieder der Wind zuvor, warte ich mit dem Auslösen auf die nächste kurze Windpause. Ist der Wind nicht zu stark, schwanken Pflanze und Schmetterling nämlich meist wieder genau an die Ausgangsposition zurück und der Falter befindet sich immer noch in der Schärfeebene. Eine kurze Kontrolle der Schärfe ist allerdings dennoch zu empfehlen!



Ein Fernauslöser ist Gold wert

Gerade bei Wind ist die Verwendung eines Fernauslösers ganz wichtig. Ob mit einem Kabel-, einem Funkfernauslöser oder über das Handy ausgelöst wird, ist Geschmacksache. Ich persönlich bevorzuge einen Kabelfernauslöser: Der funktioniert einfach immer und ich kann ihn nicht aus Versehen in der Wiese verlieren ;) Praktisch!


Du fragst dich, wieso ich "Der funktioniert einfach immer" schreibe?

Ganz einfach: Zu meinen Workshops bringen die Teilnehmer meist Funkfernauslöser mit, die dann sehr, sehr oft leider nicht funktionieren (entweder weil die Batterien leer sind, oder aus sonstigen unerfindlichen Gründen).

Genau darum liebe ich meinen einfachen Kabelauslöser so sehr. Er benötigt im Normalfall keinerlei Kontrolle. Und solange das Kabel intakt ist, passt alles.


Wenn du dir jetzt denkst: "Naja, dann nehme ich halt einfach den Selbstauslöser der Kamera ..." dann muß ich dich jetzt leider enttäuschen. Den finde ich für die Insektenfotografie bei Wind nämlich absolut unbrauchbar.


Stell dir vor, du hast die letzte Windpause wunderbar genutzt und dein Falter ist absolut scharf im Bild. Du bist begeistert und drückst schnell ab. Je nachdem welche Zeit du eingestellt hat, zählt in der Kamera jetzt der Countdown herunter, was sich mitunter durch ein lautes Piepsen bemerkbar macht. Bisher weht kein Lüftchen, alles läuft perfekt. Du freust dich und denkst dir noch voller Vorfreude: "Gleich ist es soweit!" Und dann .... ja dann ... frischt im letzen Momente der Wind wieder auf. KLICK. Das Foto ist im Kasten. Und ja, es ist leider unscharf geworden.


Du ahnst worauf ich hinaus will. So wird es wahrscheinlich in der Mehrheit der Fälle ablaufen. Bei Wind zu fotografieren kostet sowieso schon jede Menge Nerven. Aber, mit dem Selbstauslöser bei Wind zu fotografieren kommt einem absoluten nervlichen Supergau gleich.


Es braucht also mit dem Selbstauslöser eine große Portion Glück, dass es im Moment des Auslösens wirklich noch windstill ist. Mit dem Kabel- oder Funkfernauslöser entscheidest du selbst wann genau du auslösen möchtest und das ist definitv von Vorteil.



Eine Pflanzenklammer verwenden

Auch eine Pflanzenklammer kann bei Wind durchaus hilfreich sein. Damit kann die Pflanze auf der das Motiv sitzt ein wenig fixiert werden. Bei einem dünnen Gras wird das Fixieren bei Wind allerdings auch keine Wunder wirken. Handelt es sich um eine etwas stabilere Pflanze mit dickerem Stengel kann dieser "Trick" schon sehr helfen. Es sind dabei aber auch die "Hebel" zu beachten: Klammert man die Pflanze näher am Motiv schwankt es weniger. Klammert man weiter unten am Stengel wird die Pflanze bei Wind natürlich mehr schwanken. Pflanzenklammern kann man in verschiedenen Ausführungen im Handel erwerben.


Mit der Serienbildaufnahme arbeiten Ich empfehle bei Wind auch die Serienbildaufnahme an der Kamera zu aktivieren. Bei mehreren Fotos, die schnell hintereinander gemacht werden, ist die Chance auf ein scharfes Bild definitv höher. Auch wenn ich mit der Serienbildaufnahme arbeite, stelle ich dennoch eine kurze Verschlusszeit ein: Oft gibt es nämlich einfach keine absolute Windpause und das Motiv schwankt stets in einem minimalen Bereich.



Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle Kontrolliere unbedingt schon vor Ort deine Fotos in der Rückschau. Es gibt nämlich nichts deprimierenderes als zu Hause am PC festzustellen, dass trotz aller Bemühungen doch kein Foto gelungen ist.

Zum Abschluss gibt es jetzt natürlich noch das Foto zum Video. Meine Kameraeinstellungen: ISO 1000, f/2.8, 1/640 sec.


Kommt etwas Wind auf, muss man also nicht sofort die Location verlassen oder sich anderen, stabileren Motiven zuwenden. Bei Wind heißt es einfach Ruhe bewahren, sorgfältig arbeiten und sich in Geduld üben. Dann kann es durchaus klappen. Ja, ich gebe es zu: Auch mir gehen an windigen Tagen hin und wieder die Nerven durch. Da kann ein knackiger Fluch auch mal nötig sein und für den allgemeinen Gemütszustand durchaus Wunder bewirken. ;)





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